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Gelassen leben

Frau U. klagt darüber, dass sie nicht mehr zur Ruhe kommen kann, dass sie sich wie geschoben und getrieben fühlt.

In einer Zeit von Reizüberflutung und Hektik brauchen wir Mechanismen, die uns abschirmen. Wir sollten wieder zu Menschen werden, die nicht nur auf Situationen reagieren, sondern die agieren - die ihr Leben mit Gottes Hilfe in die Hand nehmen und gestalten. Als Hilfe dazu fünf Entscheidungen:

1. Entscheidung: Heitere Gelassenheit einüben. Wir dürfen das Leben nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber wir sollten es (und vor allem uns selbst) auch nicht zu ernst nehmen.

Wir müssen unterscheiden zwischen Situationen, in denen es in unserer Macht steht, etwas zu ändern, und denen außerhalb unseres Machtbereiches. Der Apostel Paulus sagt: "ich habe das Geheimnis gelernt, in jeder Lage zurechtzukommen und nicht von äußeren Umständen abhängig zu sein" (Philipper 4, 11).

Wir brauchen nicht alles zu beurteilen. Auch manches, was über uns gesagt wird, sollten wir nicht zu ernst nehmen. Gleichgültige Dinge dürfen uns auch gleichgültig sein.

2. Entscheidung: Beziehungen haben Vorfahrt Nicht Paragraphen und Regeln sind das Wichtigste sondern Beziehungen, zum Beispiel die Beziehung zu unserer Familie, unseren Freunden und den Arbeitskollegen. An diesen Stellen lohnt es sich, Zeit und Kraft zu investieren.

Von bereinigten Beziehungen profitieren wir selbst am meisten. Deshalb können wir es uns eigentlich nicht leisten, in unversöhnten Verhältnissen zu leben.

Wer es dennoch versucht, dessen Blick wird verzerrt, er muss eine äußere Fassade aufbauen, er verbraucht unendlich viel kostbare Kraft und läuft Gefahr, körperlich, emotional und geistlich erschöpft zu werden.

Wir sollten nicht nur mit Menschen zu tun haben, die von uns etwas empfangen und das Zusammensein mit uns genießen. Wir müssen auch genug Zeit verbringen mit Menschen, die uns formen und fördern, bei denen wir auftanken können, die unsere Freude und Leidenschaft für Christus teilen und entzünden.

3. Entscheidung: Einfacher leben – weniger ist mehr. Jemand sagte: Es ist die Kunst, möglichst viel nicht zu tun. Es geht nicht darum, Zeit zu sparen, sondern sich Zeit zu nehmen! Zeit zu nehmen beispielsweise für eine Zäsur, bei der wir überlegen, wo wir unser Leben "entschlacken" können.

Vielleicht sollten wir das. Tempo reduzieren, Erwartungen herunterschrauben, die Anzahl der Aktivitäten (auch der christlichen) überprüfen, die Vermehrung unserer Besitztümer verlangsamen und emotionalen Ballast entsorgen.

Menschen, die unser Leben in Unordnung bringen, dürfen nicht jederzeit freien Zutritt haben. Früher wurde von "Sammlung" gesprochen.

Wir brauchen den inneren Fixpunkt, von dem aus unser äußeres Leben gesteuert wird, sonst werden wir getrieben. Es geht nicht ohne die Zeiten der inneren Sammlung, der Stille, wenn unser Leben Spuren hinterlassen soll.

Zu wem Gott in der Stille sprechen konnte, der hat anderen etwas zu sagen. Körperliche, seelische und geistliche Anspannung und Entspannung müssen sich die Balance halten, wenn unser Leben nicht buchstäblich "aus den Fugen geraten" soll.

4. Entscheidung: Ausbalanciertes Leben praktizieren Wir erkennen die Vielseitigkeiten des Lebens. Das scheint der vorangegangenen Entscheidung zu widersprechen. Es geht darum, vernachlässigte Talente und Fähigkeiten neu zu entdecken und zu pflegen.

Wir brauchen einen Ausgleich zur Arbeit, zum Stress. Ein regelmäßiges Sportprogramm zum Beispiel oder ein Hobby ist keine Zeitverschwendung und zahlt sich auf lange Sicht aus.

Manche vergleichen ihre Situation mit einem "Gang durch die Wüste". Tatsächlich können wir durch die Wüste gehen, wenn wir immer wieder auf Oasen stoßen.

Ohne Oasen wird es gefährlich. Wir brauchen "Oasenzeiten". Dort werden die Beziehungen wieder aufgefrischt und wir tanken auf für die nächste Wegstrecke.

Jeder wird seinen eigenen Rhythmus finden müssen: ob er größere Oasen in längeren oder kleinere in kürzeren Abständen aufsuchen möchte.

5. Entscheidung: Konzentration auf das Wesentliche Dazu gehört zum einen, dass wir ganz in der Gegenwart leben und den Augenblick nutzen. Zum anderen ist es wichtig, dass wir für unser Leben, unsere Ehen und Familien ein Ziel haben. Das wird uns vor Verzettelung bewahren und wir können "Dinge" (aus-)sortieren.

Ein Ziel ist nicht nur etwas, das wir uns gedanklich vor Augen stellen. Es muss etwas sein, für das wir uns mit Herz und Seele einsetzen, das unsere Freude und Leidenschaft wert ist und sich lohnt.

Können wir unsere Ziele kurz und knapp formulieren und schriftlich fixieren? Wenn nicht, dann ist es eine Herausforderung wert.

Reinhard Meier in „Durchblick und Dienst 2/00“

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